Nicht zufällig sind es die reichen Regionen, die es in die Unabhängigkeit zieht. Was heute Katalonien versucht, das verwirklichten 1991 Slowenien und Kroatien ohne Rücksicht auf die Folgen. Stößt Madrid heute auf Verständnis, so scherte sich damals keiner in Europa um die jugoslawische Verfassung, über die sich die zwei Teilrepubliken hinwegsetzten. Die Mauer war gefallen, also mussten die Europäer diesen Nachbarn im Ostblock doch die Hand reichen – ein großes Missverständnis. Jugoslawien war nicht hinterm Eisernen Vorhang, sondern blockfrei, Mitgründer der Blockfreien in der UN. Seine Bürger genossen fast alle Freiheiten. Die Legende vom brutalen Belgrader Regime stempelte jedoch jeden zum Kommunisten, der für den Erhalt des Staates kämpfte. Die serbischen Kriegsverbrechen bestätigten dann scheinbar, wer hier der Aggressor war. Heute tun manche Postjugoslawen so, als habe es Jugoslawien nie gegeben. Dabei ist es in mancherlei Hinsicht erstaunlich lebendig.
Rezensionen und Stimmen zum Buch
Der Historiker Martin Maria Reinkowski lädt den Leser zu einer historischen Reise durch das ehemalige Jugoslawien ein. Sein sehr gut lesbares Buch (...) beschreibt die wichtigsten Entwicklungen, die dieses Land während seiner Existenz (1918-1991) durchmachte. Seine Originalität liegt darin, dass der Autor anhand von vierzehn historisch relevanten Orten den Leser auf eine Zeitreise mitnimmt. (...) In Mostar (Bosnien-Herzegowina) beschreibt der Autor die nationalistische Haltung der Kroaten, die die berühmte osmanische Brücke während des Krieges von 1992 bis 1995 zerstörten. (...) Reinkowski bewertet aber auch die Haltung des ehemaligen bosnischen Präsidenten Alija Izetbegović kritisch, der in den 1990er Jahren entgegen seinen eigenen Erklärungen nicht für ein multiethnisches Bosnien-Herzegowina gekämpft habe. Originaltext
Dr. Sevan Pearson, Neue Zürcher Zeitung
Als einer, der als Reporter all die Kriegsjahre zwischen 1991 und 1999 in all ihren Facetten miterlebt hat, muss ich doch anerkennend sagen, dass ich in jedem Kapitel viel Neues gelernt habe, was mich die furchtbaren Ereignisse besser hat verstehen lassen. Ich kenne kein vergleichbares Buch, in das man sich sofort "reinliest" und anschließend dabei bleibt. Martin Maria Reinkowski macht die Geschichte unterhaltsam transparent. Und er macht deutlich, warum der Frieden in Europa kein Selbstläufer ist, wie sehr Obrigkeitsgläubigkeit und Kleinstaaterei ihn bedrohen, und beendet sein Werk mit einer den Menschen auf dem Balkan gar nicht präsenten Binsenweisheit. Alle Einzelstaaten, die sich mit viel Leid, Blut und Grausamkeiten ihre Unabhängigkeit erkämpft haben, werden in ein paar Jahren unter dem Dach Europas wieder zusammengehören. Denn das ist ihre einzige Chance für ein wirtschaftliches Überleben.
Uli Reinhardt, Zeitenspiegel-Reportagen, Weinstadt
Obwohl es im Deutschen – abgesehen vom Englischen – in keiner anderen Sprache so viel Literatur gibt über die jugoslawischen Länder, stellt das Buch von Martin Maria Reinkowski (...) eine Ausnahme dar. (...) Das Buch hebt sich heraus, weil es sich nicht nur Jugoslawien und seinen Nachfolgestaaten widmet, und weil es zugleich ein Reisebericht ist und ein Geschichtsbuch, das sich auf die geschichts- wissenschaftliche Literatur stützt. Deshalb ist dieses Werk auch ein Stück populärer Wissenschaft (im besten Sinne des Wortes) und eine eigene historische Quelle. Reinkowski ist kein Schriftsteller, der zu billigem Wecken von Emotionen neigt, der aber seine Sympathie nicht verbirgt zu dem Land bzw. den Ländern, über die er schreibt, und den Menschen, die dort leben. (…) Dies ist ein glänzend geschriebenes Buch über ein schwieriges Thema. Originaltext
Dr. Zoran Janjetović, Institut für die Neuere Geschichte Serbiens, Belgrad
Reinkowski wird nicht müde, den vielen Ungereimtheiten (...) des Jugoslawienkriegs nachzugehen. Ihre schonungslose Entlarvung ist aber die Voraussetzung für die (...) ernsthafte Aufarbeitung des Bürgerkriegs. Dazu gehört es auch, die Beweggründe der serbischen Seite zu analysieren, ohne sie von Schuld reinzuwaschen oder Verbrechen gegeneinander aufzurechnen, und die Vergehen aller Seiten klar zu benennen.
Klaus Steinke, IFB - digitales Rezensionsorgan für Bibliothek und Wissenschaft
Das Buch finde ich echt spannend – war bestimmt nicht einfach, so viele Fakten zusammenzutragen und dann in eine lesbare Form zu bringen, die neugierig macht, weiterzulesen.
Geri Klein Rottweil
Das Buch ist super. Schon die Einleitung ist fesselnd.
Hubert Holzner, Stadtmusikdirektor, Bad Mergentheim
Martin Maria Reinkowski ist Publizist und Historiker. Geboren und aufgewachsen in Oberbayern. Studium der Geschichte. Reporter und Redakteur an Zeitungen in Süddeutschland. Seit 2013 im ehemaligen Jugoslawien unterwegs. 2018 ist "100 Jahre Jugoslawien. Geschichte und Legende" erschienen, 2021 die stark überarbeitete Fassung "Jugoslawien. Geschichte und Legende (auf der Karte die Route durch das ehemalige Jugoslawien, die dem Buch zugrunde liegt).
Ein Interview über die Rolle von Titos Partisanen bei der Befreiung des Landes vom Nationalsozialismus hat Reinkowski mit Dr. Marie-Janine Calic geführt, Professorin für die Geschichte Ost- und Südosteuropas an der Universität München. Das Interview ist in der Belgrader Zeitschrift Vreme erschienen. Originaltext
© Urheberrecht. Alle Rechte vorbehalten.